GESCHICHTE
Die Anfänge |
Die 5 Ennetbürger Musikanten Josef Achermann, Franz Bünter, Ernst Gabriel, Leonhard Haas und Josef Zimmermann, welche bis dahin im Musikverein Buochs mitspielten, beschlossen, die Gründung einer eigenen Musikgesellschaft in die Tat umzusetzen. Dabei setzte sich Ernst Gabriel als Hauptinitiant für die seriöse Vereinsgründung ein.
Im Café Alpenblick (heute PC Krumi) wurde zu einem Informationsabend geladen mit der Absicht, mögliche Neu-Musikanten zu finden. Auf der eifrigen Suche entdeckte man auch Ernst Scheuber, der als gelernter Klarinettist die Bildung einer Harmoniemusik möglich machte. Am 25. Dezember 1938 kam es im Rest. Kreuz zur wohl wichtigsten Versammlung vor der Vereinsgründung. Es wurde beschlossen, alle Vorarbeiten zu treffen, damit eine Vereinsgründung in ca. einem Jahr realisiert werden könnte. Zudem beschloss man, von der Firma Max Reiner in Thun, 3 Leihinstrumente kommen zu lassen. Es waren dies ein B-Bass, ein B-Tenorhorn und eine Posaune. Die Benützer der Instrumente mussten die Mietkosten selber tragen, konnten diese aber im Falle einer Vereinsgründung zurückverlangen. Das Amt des Dirigenten übernahm Ernst Gabriel. Zudem wurde ein Vorstand aus 3 Mitgliedern gewählt, Hans Zimmermann als Präsident sowie Melk Mathis und Josef Achermann. Nach dem Eintreffen der Leihinstrumente und diversen Problemen mit dem Probelokal, fand die erste Probe am 10. Januar 1939 im Schulhaus 2 statt, zu der sich 7 Kameraden eingefunden hatten. In den Schulbänken zu proben war sehr unbequem und zudem fehlten die Notenständer. Die Lehrschwestern konnten sich an den jungen Musikanten auch nicht erfreuen und so dislozierte man entweder ins Rest. Kreuz oder in die Mühle der landwirtschaftlichen Genossenschaft, wo auf Säcken sitzend und bei sehr mangelhaftem Licht geübt wurde. Ausserdem wurden im Wartsaal der Schifflände oder auf der Terrasse von Gottfried Scheuber Proben durchgeführt. Wesentlich früher als geplant fand am 8. April 1939 im Stübli des Rest. Kreuz die erste Generalversammlung und somit die Gründungsversammlung der Musikgesellschaft Ennetbürgen statt. Ein Auszug aus dem Original-Protokoll:
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Probleme über Probleme
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Insbesondere für den Dirigenten gab es nach der Gesellschaftsgründung zunehmend grössere Probleme. Obwohl sich alle Aktiven eines lückenlosen Probenbesuches bemühten, wurden die Absenzen mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges immer grösser. Der Militärdienst dauerte oft sehr lange, ja die Probenarbeit musste zeitweise sogar eingestellt werden. Aus diesem Grund konnte das erste Konzert erst im Januar 1942 angesetzt werden. Es fand am Sonntag, den 8. Februar 1942 nachmittags um 14.00 Uhr und abends um 19.45 Uhr im Gemeindesaal statt. Mit diesen Einnahmen wer es dann auch erstmals möglich, die Miete und den aufgelaufenen Zins für die Leihinstrumente zu entrichten.
Ernst Gabriel verlangte striktes Musizieren nach Noten. Da aber weder Geld noch genügend Noten vorhanden waren, musste jemand auf Betteltour. Dazu war Josef Zimmermann - im Volksmund Zimpi genannt - der wohl einzig richtige. Fast keine Serviertochter kam an ihm vorbei, ohne für die "Birger Muisig" ein Stück zu spendieren. |
Die Dirigenten der MGE |
Erst acht Dirigenten haben die Musikgesellschaft Ennetbürgen seit ihrer Gründung dirigiert. Nachfolgend portraitieren wir die sehr umsichtigen und unterschiedlichen Persönlichkeiten, die seit 1939 den Taktstock geschwungen haben.
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1939 – 1948 Ernst Gabriel
Ernst Gabriel war Gründungsmitglied und eifriger Förderer der Musikgesellschaft Ennetbürgen. Sein musikalisches Rüstzeug holte er sich im Musikverein Buochs und als Militärtrompeter der Armee. Mit grossem Elan und viel Geduld feilte er als erster Leiter am musikalischen Aufbau der jungen Musik. In der Elternstube im alten Riedmatthaus befand sich seine Musikschule, wo er seinen Schülern praktischen und theoretischen Musikunterricht erteilte. Am 1. Februar 1942 dirigierte er im damaligen Gemeindesaal das erste Konzert der damals 15-Mann-starken Birger Muisig. Ernst Gabriel hat mit seinem Wirken den Verein zu einer Dorfmusik mit beachtlichem Repertoire gebracht. An der Generalversammlung 1948 legte er den Dirigentenstab nieder, diente aber der MGE noch viele Jahre als ausgezeichneter Posaunist. Von 1965 – 1968 trug er die Kantonalfahne des Unterwaldner Musikverbandes. An seinen Geburtstagsständli liess es sich der rüstige Jubilar jeweils nicht nehmen, mit «seiner» Musik einen Marsch zu dirigieren. Es würde Ernst Gabriel mit Stolz erfüllen, dass heute mit Severin (Waldhorn) und Jasmin Gabriel (Trompete) zwei seiner Grosskinder aktiv in «seiner» Musik mitspielen. |
1948 – 1952 Carl Wyrsch
Carl Wyrsch war ein Dirigent voller Qualität und sehr gutem musikalischem Gehör und Können. Mit Humor und angeborener Freude zur Musik wusste er seine Interpretationen jeweils einzuüben. Der Bildung von Jungbläsern schenkte er viel Beachtung und Zeit. Beispielhaft für sein musikalisches Können war sein Auftritt als Trompetersolist an einem Konzert. Die Neuuniformierung im Jahre 1950 bildete den Höhepunkt des Wirkens von Carl Wyrsch in Ennetbürgen. Unstimmigkeiten liessen Resignation aufkommen und so gab er nach vier Jahren den Dirigentenstab an den Verein zurück. Im Alter von über achtzig Jahren dirigierte er 1979 im Rahmen der Festlichkeiten «40 Jahre Musikgesellschaft Ennetbürgen» nochmals mit Freuden den Verein. |
1952 – 1954 Roman Höhner
Der junge Dirigent Roman Höhner hatte es nicht leicht, das Erbe seines Vorgängers anzutreten. Sein Stil ging in eine ganz andere Richtung. Es war für ihn mühevoll, diesen durchzusetzten, da das Verständnis für seine Art von Probeleitung bei den Musikanten fehlte. Ein einmaliges Ereignis für ihn und die Vereinsgeschichte war die Leitung der musikalischen Darbietungen am Rütlischiessen 1952. Leider war der Schneefall damals so stark, dass die Noten überdeckt wurden und der Dirigent sich gezwungen sah, das angefangene Musikstück im Trioteil abzubrechen. Nach zwei Jahren als Dirigenten verliess Roman Höhner den Verein aus beruflichen Gründen. |
1954 – 1966 Josef Horat
Einen Vollblutmusiker wie Josef Horat aus Luzern als Dirigenten zu erhalten, war für die Musikgesellschaft ein Glücksfall. Durch seine Direktionsposten in Beckenried und Rain war er auch in Ennetbürgen bestens bekannt. Seine Leitung forderte die Musikanten. Der Mut zum Wagnis war bei ihm in grossem Masse vorhanden. So wurden unter seiner Direktion bekannte Ouvertüren, schwere Charakterstücke und mit dem «Geist des Wojewoden» sogar ein opernmässiger Csárdás (ungarischer Nationaltanz) aufgeführt. Als ausgezeichneter Flötist hat er seine Vorliebe für orchestrale Musik auch in den Verein getragen. Die Einstudierung dieser Werke stellte seine Ausdauer auf harte Proben. Grosse Anerkennung und spontaner Applaus der Zuhörer an den Konzerten waren der verdiente Lohn für sein musikalisches Wirken während über zehn Jahren. |
1966 – 1969 Roman Hauri
Als Nachfolger von Josef Horat konnte Roman Hauri aus Rothenburg als musikalischer Leiter verpflichtet werden. Als Aktivmitglied der Stadtmusik Luzern und Inhaber eines eigenen Blasmusik- Verlages (Rhythmus-Verlag) war er sehr vertraut mit der neuen Blasmusikszene. Der auf modernstem Stand ausgebildete Dirigent war geprägt von Albert Benz und wandte sich vor allem der Originalblasmusikliteratur zu. Verantwortungsbewusst stellte er auch hohe Ansprüche an die Musikanten. Roman Hauri bereitete den Verein seriös auf den Luzerner Kantonalmusiktag 1967 vor. Für den Vortrag «Gotthard Präludium» konnte eine sehr gute Kritik entgegengenommen werden. Die fachkundige Vorbereitung für das zweite Unterwaldner Musikfest 1968 wurde mit dem Goldkranz belohnt. Gut erinnern sich die Musikanten noch an die vorangegangenen marschmusikproben auf der Rollpiste. Gliederweise musste marschiert und vorgespielt werden. Sehr lustig für die Zuschauer aus den eigenen Reihen, weniger jedoch für die «Opfer». Als Beispiel das fünfte Glied: Schlagzeug und eine dritte Klarinette. Leider ergaben sein musikalischer Stil und die Art seiner Probenführung für den Verein nicht die erwartete Steigerung der musikalischen Qualität. Grössere Spannungen zeichneten sich zwischen dem Dirigenten und den Musikanten ab. Diese steigerten sich soweit, dass er den Verein einmal als «Heubodenmusikanten» betitelte. Nach gegenseitiger Absprache trennte man sich im Anschluss an das Jahreskonzert 1969. |
1969 – 1990 Josef von Deschwanden
Durch das Mitglied Josef Matter wurde der Verein auf Josef von Deschwanden aufmerksam, der damals die Harmoniemusik Kerns leitete. Es war bekannt, dass er als junger Dirigent mit Kerns am Eidgenössischen Musikfest in Aarau grossen Erfolg geerntet hatte. Unter seiner Leitung meldete sich die Musikgesellschaft Ennetbürgen dann das erste Mal für ein Eidgenössisches Musikfest 1971 in Luzern an. Die Bewertungen für die Konzertstücke waren «sehr gut», die Marschmusikdarbietung brachte das Prädikat «vorzüglich». Als Militärtrompeter pflegte Josef von Deschwanden die Marschmusik in musikalischer und auch in militärischer Art immer seriös. Dies hat sich für den Verein sehr positiv ausgewirkt. Unter seiner Führung nahm der Verein an sieben Musikfesten teil. In der dritten Stärkeklasse teilnehmend, waren die Bewertungsresultate immer sehr gut. So fand man sich zum Beispiel an Kantonalfesten in Stansstad (1982) und Schwyz (1985) in den vordersten Rängen von über 30 Formationen. Den Schritt in die zweite Stärkeklasse wurde am Eidgenössischen 1976 in Biel und am Kantonalen Musikfest 1987 in Sarnen schlecht benotet. In der dritten Klasse konnte man sich jedoch behaupten. In der Programmgestaltung für die Jahreskonzerte hatte Josef von Deschwanden immer eine gute Hand. Er verstand es, aus dem sehr grossen Angebot immer Passendes aus allen Richtungen der Originalblasmusik, Bearbeitungen, Märsche, Unterhaltungs- und auch Volksmusik zu vorzüglichen Programmen zusammenzufügen, welche die Musikanten und die Konzertbesucher gleichermassen begeisterten. Neben dem Amt als Dirigent stellte er sich jeweils auch als versiertes OK-Mitglied zur Verfügung. Verdientermassen wurde Josef von Deschwanden im Jahre 1979 zum Ehrenmitglied ernannt. |
1990 – 2017 Emil Wallimann
Mit Emil Wallimann konnte ein hervorragender Musikpädagoge für die Stabführung gewonnen werden. Unter seiner Leitung, geprägt von seriösem Aufbau, gelang dem Verein der Aufstieg in die erste Stärkeklasse. Seit 1984 war Emil bereits als Leiter der Musikschule Ennetbürgen tätig. Dank den sehr gut ausgebildeten Musikantinnen und Musikanten konnte sich die Musikgesellschaft Ennetbürgen lange hervorragend in der zweiten Stärkeklasse behaupten. Die Ergebnisse der Kantonalen Musikfeste von Möhlin (1998) und Hergiswil (2000) mit dem zweiten Rang, sowie der sechste Rang am Eidgenössischem Musikfest in Fribourg (2001) belegten den Fortschritt eindrücklich. Dank seriöser musikalischer Probearbeit und dem Ausbau der Besetzung mit Spezialinstrumenten für Blasorchester durfte der Gang in die nächst höhere Stärkeklasse gewagt werden. An den Eidgenössischen Musikfesten in Luzern (2006), St. Gallen (2011) und Montreux (2016) konnte sich der Verein in der ersten Stärkeklasse etablieren. In der Parademusik zeigte die Musikgesellschaft Ennetbürgen am Musikfest in Hergiswil 2000 mit Erfolg erstmals Evolutionen. Von nun an war dies ein fester Bestandteil an einem Musikfest, welcher beim Publikum sehr gut ankam. Während seiner Zeit als musikalischer Leiter komponierte Emil Wallimann verschiedenste Werke. Immer wieder durfte die Musikgesellschaft Ennetbürgen an Konzerten diese Werke aufführen. Ein Meilenstein war das Jahreskonzert 1996: Zusammen mit der Jodlergruppe Bärgröseli Alpnachstad konnten die beiden Werke für Blasorchester und Jodelchor «Gwitternacht» und «Jodelphonie 1» uraufgeführt werden. Durch Emils kompositorischen Tätigkeiten waren immer wieder Jodelchöre oder namhafte Formationen zu Gast an Konzerten. Für sein musikalisches Schaffen wurde Emil Wallimann 2009 mit dem goldenen Violinschlüssel ausgezeichnet. Für die Musikgesellschaft kamen viele aussergewöhnliche Auftritte zustande, wie zum Beispiel am Volkstümlichen Konzert im KKL 2007 und am Sechseläuten 2010, welche bleibende Erinnerungen hinterliessen. Aber auch die Auftritte in Ennetbürgen wurden nicht vernachlässigt und Emil legte sehr viel Wert auf die kirchlichen und weltlichen Anlässe im Dorf. Ein Konzert mit nahezu 100 Beteiligten im KKL mit Werken von Emil Wallimann setzte ein fulminanter Schlusspunkt über sein Wirken für die Musikgesellschaft Ennetbürgen. |
2017- Michael Schönbächler
Michael Schönbächler leitet seit Herbst 2017 die Musikgesellschaft Ennetbürgen. So durfte die Musikgesellschaft Ennetbürgen bereits viele tolle Proben und Konzerte unter der Leitung von Michael erleben. Auch die Teilnahme am 1. Innerschweizer Musikfest und dem tollen 2. Rang in der 1. Klasse Harmonie wird allen Teilnehmer*innen in bester Erinnerung bleiben. Wir freuen uns auf viele weitere Highlights. |
Kleine Anekdote |
Schwestern-Schlaf, 5. April 1941: "Präsident Odermatt ist an der Probe anwesend und teilt mit, dass die ehrwürdigen Lehrschwestern Einsprache erhoben hätten wegen schlechten Schlafens etc. (die Lehrschwestern hatten ihre Wohnung im obersten Stock des Schulhauses 2, im Singsaal, Parterre, probten die Musikanten). Er habe nun die Sache so weit gebracht, dass sich der richtige Schwesternschlaf wieder eingestellt habe. Die werten Musikanten müssen ihren Teil auch beitragen, indem um halb 10 Uhr mit Paukenschlägen und Kreuztonbildung nicht mehr zu laut vorgegangen werden soll."
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Eckdaten und Erfolge
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Die Musikgesellschaft Ennetbürgen entwickelte sich in den nachfolgenden Jahren immer weiter, und so standen, nebst den neuen Uniformen bereits drei Fahnenweihen auf dem Programm. 1946, 1979 sowie 2014 (Fahnenpaten Gerda Odermatt und Werner Scheuber) durften die Musikanten jeweils ein neues Banner einweihen. 1985 in Schwyz und 1998 in Möhlin besuchte man ausserkantonale Musikfeste. An Eidgenössischen Musikfesten nahm man 1971 (Luzern), 1976 (Biel), 2001 (Fribourg), 2006 (Luzern), 2011 (St. Gallen) und 2016 (Montreux) teil. Am World Music Contest in Kerkrade (NL) erhielt die MGE zusammen mit der Harmoniemusik Kerns im Sommer 2013 als Blasorchester Ennetbürgen-Kerns eine Goldmedaille. An folgenden kantonalen Musikfesten und Musiktagen wurden bereits in der Vereinsgeschichte teilgenommen: 1946 Beckenried 1948 Sarnen 1949 Hergiswil 1954 Kerns 1965 Ennetbürgen (Organisator 1. Musikfest) 1968 Engelberg 1973 Dallenwil 1977 Giswil 1982 Stansstad 1987 Sarnen 1992 Hergiswil 1995 Ennetbürgen (Organisator Musiktag) mit Fahnenweihe neues UMV-Banner 2000 Hergiswil 2005 Kerns 2009 Alpnach 2014 Engelberg (Musiktag) 2019 Hergiswil (1. Innerschweizer Musikfest) Heute zählt die Musikgesellschaft Ennetbürgen um die 50 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren. |